Palmsonntag – Über die Hoffnung gestolpert

Da zieht einer unter Jubel in Jerusalem ein. Sie haben Palmenzweige und Blumen auf den Weg gelegt. Wertvolle Stoffe. Ein Freudenteppich. Grün und bunt wie die Hoffnung. Er ist ihre Hoffnung. Und jetzt ist er da. Jetzt ist er nah.

Wen kümmert es da schon, dass er auf einem Esel einzieht. Wenig königlich – auch nicht wie ein Reiter, Kämpfer, Streiter.

 

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Jahreslosung 2020

"Ich glaube; hilf meinem Unglauben" (Markus 9, 24)

Gemeinschaft

Gemeinschaft

Das Passafest feierten wir in einem riesigen Saal. Jesus hatte wieder zwei von uns losgeschickt. Sie sollten einen Mann mit einem Krug finden und fragen „Wo kann Jesus das Passamahl feiern?“ Dann würde der Mann die zwei in einen Saal führen. Was soll ich sagen… Genau so war es. Alles geschah genauso, wie Jesus es gesagt hatte.

Als wir anderen mit Jesus in den Saal kamen, war schon alles vorbereitet. Der Tisch war herrlich gedeckt. Alles, was es für das Passamahl braucht, war vorhanden. Brot, Fleisch, Wein, Soßen und Kräuter. Mir lief sofort das Wasser im Mund zusammen.

Wir setzten uns mit staubigen Füßen an den Tisch, weil kein Diener da war, der uns die Füße waschen konnte. Wir waren uns zu fein, uns selbst die Hände schmutzig zu machen, muss ich ehrlicher Weise zugeben. Aber da stand Jesus auf, nahm eine Waschschüssel und einen Krug mit Wasser. Dann begann er uns die Füße zu waschen. Die anderen und ich waren entsetzt – er war doch kein Diener! Und schon gar nicht unserer! Ich rief, dass ich das nicht zulassen würde! Jesus sagte mir aber, dass er das für mich tun wolle. Dass es ihm wichtig sei. Er sei nämlich gekommen, um uns und allen Menschen zu dienen.

Jesus hatte schon oft Dinge gesagt, die ich nicht so recht verstand, aber ich spürte, dass er es ernst meinte und so ließen wir es zu. Und so wusch er uns nacheinander die Füße und bat uns, einander so zu dienen, wie er uns. Ich fand das sehr verwirrend und schämte mich auch sehr, dass ich mir zu fein gewesen war, mir oder den anderen die Füße zu waschen… Aber Jesus lächelte uns liebevoll an. Wie so oft. Ein Lächeln, dass einem das Herz wärmt.

Dann setzten wir uns wieder zu Tisch. Das Festmahl konnte beginnen!

Ich schaute Jesus an und erwartete, dass er die Passafestworte sprechen würde. Jesus sah plötzlich traurig aus. Sofort schämte ich mich wieder, weil ich fürchtete, dass seine Trauer noch mit der Fußwaschung zu tun hat. So war es aber nicht. Es war viel schlimmer. Jesus sagte uns, dass wir zum letzten Mal alle zusammen essen. Er sagte, dass sehr bald, einer von uns ihn an den Hohepriester verrät und Wachen kommen würden, die ihn gefangen nehmen. Er sagte auch, dass man ihn töten würde. Wir waren fassungslos und entsetzt. Wer sollte ihn verraten? Wir liebten ihn, er war unser Lehrer, unser Bruder, unser liebster Freund! Alle sprachen durcheinander und wollten wissen, ob sie es seien, die ihn verraten. Ich habe nicht verstanden, wer es sein sollte. Später erfuhren wir, wer es war – Judas. Unvorstellbar, dass Jesus und auch wir anderen noch mit ihm aßen. Aber ich glaube, dass Jesus auch Judas bis zuletzt liebte und auch mit ihm ein letztes Mal zusammen essen wollte.

 

Meditation

Noch einmal sitzt Jesus mit seinen Freunden zusammen. Sie essen, trinken und reden. Wie so oft zuvor. Gemeinschaft, Freundschaft – wie wohltuend diese Nähe ist. Sicherheit, Geborgenheit, Vertrautheit – das gibt Kraft! Jesus weiß das und verbindet seine Jünger und uns für immer miteinander, indem er Brot bricht und Wein weiterreicht. Er weiß, dass sie schon bald in Verzweiflung geraten und wie schwer muss es für ihn selbst gewesen sein? Jesus schenkt sich. Von Anfang an, verbindet er Menschen. Lässt er sich von ganzen Herzen auf die Einsamen, Ausgestoßenen, Verlorenen ein. Ihm geht das Herz über vor Liebe zu allen, die nach Liebe und Gerechtigkeit hungern.

 

Mit wem würden Sie heute Abend gerne essen, trinken, reden, zusammen sein?

Wer fehlt Ihnen von Herzen?

Was liegt Ihnen in diesen Tagen am oder auf dem Herzen?

 

Jesus wir gefangen genommen

Jesus wird gefangen genommen

Als wir zu den anderen Jüngern gekommen waren und sie weckten, hörten wir fremde Stimmen im Garten und in der Dunkelheit leuchteten vereinzelt Fackeln. Ich wusste sofort: Das sind die Wachen des Hohepriesters! Judas hatte sie zum Garten geführt und sie kamen, um Jesus zu holen.

Ich zog sofort mein Schwert. Ich war bereit, Jesus mit meinem Leben zu verteidigen. Ich verletzte eine Wache. Aber Jesus schritt sofort ein. Er befahl uns die Schwerter wegzustecken und heilte die Wunde der Wache. Jesus ließ sich ohne Widerstand festnehmen.

Wir konnten nur hilflos zusehen, wie sie ihn abführten. Und die Wachen drohten auch uns. Ich floh in die Dunkelheit und auch die anderen rannten davon.

 

Meditation

Jesus wird gefangen genommen und abgeführt. Sie schlagen und bespucken ihn. Flechten eine Dornenkrone, die sie ihm tief ins Fleisch drücken. Geschunden, blutend, verlacht. Jesus wehrt sich nicht. Jesus liefert sich aus. Wird wehrlos und hilflos. Aus Liebe erträgt er alles, trägt er auch uns.

Was fesselt Sie?

Wie erleben Sie die Tage in „solidarischer Vereinzelung“?

Was ertragen Sie aus Liebe?

Einzug in Jerusalem

Einzug in Jerusalem

Fünf Tage vor dem Passafest machten wir uns auf nach Jerusalem.

Mit dem Passafest erinnert sich das jüdische Volk an den Auszug aus Ägypten. Nach Jerusalem kommen zu diesem Fest so viele Menschen, weil alle zum Tempel, dem heiligsten Ort des jüdischen Volkes wollen, um dort das Fest zu mitzuerleben.

Hunderte, nein tausende von Menschen pilgern jedes Jahr zum Passafest nach Jerusalem. Vielleich könnt ihr euch vorstellen, was da los war. Überall Menschen, soweit das Auge reichte.

Und wir mitten unter ihnen. Also, wir, das heißt, Jesus und seine Freunde und Freundinnen. Jesus hatte zwei von uns wenige Kilometer vor Jerusalem in ein Dorf geschickt und gesagt, sie würden dort einen Esel finden. Den sollten sie dann abbinden und zu ihm bringen. Klar, sie fanden den Esel und brachten ihn. Auf diesem Esel ritt Jesus dann nach Jerusalem. Das sah schon ein wenig komisch aus - noch überraschender war aber, dass die Menschen plötzlich anfingen Palmenblätter und Blumen vor Jesus auf den Weg zu legen und sie jubelten ihm zu und winkten. Alle waren ganz freudig und glücklich. Sie riefen: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.“ Sie breiteten auf dem Weg nun auch ihre Mäntel aus, so dass der Weg aussah wie ein Königsteppich. Ja, sie empfingen Jesus wie einen König! Ich war ganz erstaunt. Also klar, Jesus hatte viele Menschen geheilt und weitere Wunder getan im Umland, aber ich hätte nicht gedacht, dass sich seine Taten so schnell verbreiten – es war ein unglaubliches Erlebnis. So viel Freude und so viel Glück. Ein richtiges Fest! Es fühlte sich an wie nach Hause kommen! Jetzt würde alles gut werden, dachte ich. Die Menschen waren so freundlich und froh, Jesus zu sehen!

 

 

 

Meditation

Jesus wird wie ein König empfangen. Die Menschen sind sicher, dass Jesus ihr Leben verändern wird. Leichter soll es werden. Erfüllter. Alle ihre Wünschen und Erwartungen projizieren sie auf Jesus. Eine schwere Last für ihn.

 

Federleicht, so kann das Leben sein. Alles gelingt fast wie von selbst. Schwerelos bewegen wir uns durch den Alltag. Es ist wie Fliegen…

Wann haben Sie sich das letzte Mal federleicht gefühlt?

 

Den Erwartungen und Wünschen anderer, aber auch den eigenen, gerecht zu werden kann belastend sein. Der Weg wird beschwerlich und die Angst, andere zu enttäuschen ist groß.

Welche Lasten spüren Sie in diesen Tagen?

Welche Erwartungen haben Sie an sich und an andere?