Gemeinschaft

Gemeinschaft

Das Passafest feierten wir in einem riesigen Saal. Jesus hatte wieder zwei von uns losgeschickt. Sie sollten einen Mann mit einem Krug finden und fragen „Wo kann Jesus das Passamahl feiern?“ Dann würde der Mann die zwei in einen Saal führen. Was soll ich sagen… Genau so war es. Alles geschah genauso, wie Jesus es gesagt hatte.

Als wir anderen mit Jesus in den Saal kamen, war schon alles vorbereitet. Der Tisch war herrlich gedeckt. Alles, was es für das Passamahl braucht, war vorhanden. Brot, Fleisch, Wein, Soßen und Kräuter. Mir lief sofort das Wasser im Mund zusammen.

Wir setzten uns mit staubigen Füßen an den Tisch, weil kein Diener da war, der uns die Füße waschen konnte. Wir waren uns zu fein, uns selbst die Hände schmutzig zu machen, muss ich ehrlicher Weise zugeben. Aber da stand Jesus auf, nahm eine Waschschüssel und einen Krug mit Wasser. Dann begann er uns die Füße zu waschen. Die anderen und ich waren entsetzt – er war doch kein Diener! Und schon gar nicht unserer! Ich rief, dass ich das nicht zulassen würde! Jesus sagte mir aber, dass er das für mich tun wolle. Dass es ihm wichtig sei. Er sei nämlich gekommen, um uns und allen Menschen zu dienen.

Jesus hatte schon oft Dinge gesagt, die ich nicht so recht verstand, aber ich spürte, dass er es ernst meinte und so ließen wir es zu. Und so wusch er uns nacheinander die Füße und bat uns, einander so zu dienen, wie er uns. Ich fand das sehr verwirrend und schämte mich auch sehr, dass ich mir zu fein gewesen war, mir oder den anderen die Füße zu waschen… Aber Jesus lächelte uns liebevoll an. Wie so oft. Ein Lächeln, dass einem das Herz wärmt.

Dann setzten wir uns wieder zu Tisch. Das Festmahl konnte beginnen!

Ich schaute Jesus an und erwartete, dass er die Passafestworte sprechen würde. Jesus sah plötzlich traurig aus. Sofort schämte ich mich wieder, weil ich fürchtete, dass seine Trauer noch mit der Fußwaschung zu tun hat. So war es aber nicht. Es war viel schlimmer. Jesus sagte uns, dass wir zum letzten Mal alle zusammen essen. Er sagte, dass sehr bald, einer von uns ihn an den Hohepriester verrät und Wachen kommen würden, die ihn gefangen nehmen. Er sagte auch, dass man ihn töten würde. Wir waren fassungslos und entsetzt. Wer sollte ihn verraten? Wir liebten ihn, er war unser Lehrer, unser Bruder, unser liebster Freund! Alle sprachen durcheinander und wollten wissen, ob sie es seien, die ihn verraten. Ich habe nicht verstanden, wer es sein sollte. Später erfuhren wir, wer es war – Judas. Unvorstellbar, dass Jesus und auch wir anderen noch mit ihm aßen. Aber ich glaube, dass Jesus auch Judas bis zuletzt liebte und auch mit ihm ein letztes Mal zusammen essen wollte.

 

Meditation

Noch einmal sitzt Jesus mit seinen Freunden zusammen. Sie essen, trinken und reden. Wie so oft zuvor. Gemeinschaft, Freundschaft – wie wohltuend diese Nähe ist. Sicherheit, Geborgenheit, Vertrautheit – das gibt Kraft! Jesus weiß das und verbindet seine Jünger und uns für immer miteinander, indem er Brot bricht und Wein weiterreicht. Er weiß, dass sie schon bald in Verzweiflung geraten und wie schwer muss es für ihn selbst gewesen sein? Jesus schenkt sich. Von Anfang an, verbindet er Menschen. Lässt er sich von ganzen Herzen auf die Einsamen, Ausgestoßenen, Verlorenen ein. Ihm geht das Herz über vor Liebe zu allen, die nach Liebe und Gerechtigkeit hungern.

 

Mit wem würden Sie heute Abend gerne essen, trinken, reden, zusammen sein?

Wer fehlt Ihnen von Herzen?

Was liegt Ihnen in diesen Tagen am oder auf dem Herzen?

 

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